Emanuel Swedenborg (1688–1772) ist der deutschsprachigen Leserschaft bisher fast ausschließlich aufgrund seiner esoterischen bzw. theologischen Schriften bekannt. Nur Wenige wissen, dass er bis in seine späten er auch als wissenschaflicher Universalgelehrter in Europa hoch geschätzt war, wobei er stets die Versöhnung zwischen Naturwissenschaft und Geist suchte. Daher ging er bereits früh von zwei sich einander entsprechenden und stets interagierenden Sphären aus – einer himmlischen und einer irdischen.
Um das Wesen und die Interaktion dieser Sphären besser verstehen zu können, hielt Swedenborg das minutiöse Verständnis von Anatomie und Physiologie für essenziell. Sein faszinierendes Frühwerk über Tremulationen belegt dabei, wie er bereits wellenförmige Phänomene unterschiedlichster Ausprägung als Schlüssel zur o.a. Interaktion, jeglicher Sinneswahrnehmung und sogar des Lebens an sich einschätzt. Schlüsselmedien bilden hierbei gespannte Membranen, Knochen, das Blutkrieslauf- und das Nervensystem, sowie das Fließen der Körperflüssigkeiten. Damit begründet Swedenborg ein neues physiologisches Denken, das die Fundamente der Osteopathie, v.a. der Kraniosakralen und Biodynamischen Osteopathie entscheidend prägen sollte. (Ausführliche Infos hierzu finden Sie in David Fullers Osteopathie und Swedenborg)
"über Tremulation" basiert auf der englischen übersetzung "On Tremulation" von C.Th. Odhner aus dem Jahr 1899.
Zitate aus dem Buch:
„Hiermit lege ich das Prinzip fest, dass die Tremulationen (Zitterbewegungen) in der Flüssigkeit beginnt, die in den Membranen enthalten ist; zur Ausbreitung der Vibrationen müssen sie ebenso in gespannter Verbindung mit den harten Strukturen stehen, wie mit den Blutgefäßen, da sich alle lymphatischen Gefäße oder jene des Nervenfluidums in schlüssiger Verbindung befinden... und folglich kommunizieren sie eine vibrierende Bewegung an die Membranen, sowie die Knochen, so dass nahezu der gesamte Körper in einen Zustand subtiler Ko-Vibration gebracht wird, welcher die Wahrnehmung ermöglicht.”
"Man kann sagen, dass die Dura mater eine Fläche über den ganzen Körper bildet, da sie mit den Membranen und Hüllen eines jeden Körperabschnitts in Verbindung steht. Sie bildet ein ununterbrochenes System, ähnlich dem Nervensystem. Es breitet sich über das gesamte Gehirn aus, ragt in jede Fissur, ebenso zwischen Cerebrum und Cerebellum und umhüllt die Medulla spinalis. Sämtliche von der Medulla ausgehenden Nerven umgeben sich selbst mit einer Tunika, der Dura mater, und führen diese somit zu allen Teilen des Körpers. Senden nun die Nerven ihre Verzweigungen zum gesamten Periost, zu allen Muskeln und allen Blutgefäßen, folgt daraus, dass die Dura mater all diese Teile ebenfalls bekleidet. Sie formt somit alle Häute, Periosts und Hüllen des Körpers. Daraus kann man schließen, dass das gesamte System der Membranen nichts anderes ist als eine Fortsetzung der Dura mater."
Swedenborg