| JOLANDOS-Newsletter Oktober 2024, Nr. 248 |
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Editorial Osteopathie - quo vadis Teil 3: Das große Pensum – Die Erforschung der Ursprungstexte |
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| Liebe Freundinnen und Freunde der Osteopathie, im ersten Newsletter-Editorial der Trilogie Osteopathie – quo vadis? haben wir mögliche Veränderungen des Heilwesen im Zuge der digitalen Revolution und die damit verbundene wachsende Bedeutung kooperativ-vernetzten Denkens und Handelns beleuchtet. Welche allgemeinen Kompetenzen notwendig wären, um während dieses Prozesses zukunftsfähig zu bleiben, wurde im zweiten Editorial besprochen. Dabei fiel eine Diskrepanz zwischen der gegenwärtigen institutionellen Osteopathie und Inhalten der osteopathischen Gründertexte festgestellt auf. Das dritte und letzte Editorial der Trilogie soll nun zeigen, warum die osteopathiehistorische Forschung für die Zukunftsfähigkeit der Osteopathie entscheidend sein könnte. (Tipp: lesen sie die ersten beiden Editorials nochmal, dann erschließt sich die Bedeutung dieses Editorial besser.) | |
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| | Vollmond-Osteopathie Angenommen ich bin kein Osteopath und gehe mit meinem Patienten mitternachts bei Vollmond über unseren Dorffriedhof, während ich ihn beiläufig berühre. Frei nach dem beliebten osteopathischen Spruch 'Osteopathie ist, was jeder daraus macht!' behaupte ich: 'Das ist Osteopathie!' 'Natürlich ist das keine Osteopathie!', werden Sie jetzt vielleicht sagen. Aber warum eigentlich nicht? Auf welche Argumente stützt sich diese Annahme? - 'Hands on?'
Mach ich doch. - 'Aber nicht im osteopathischen Sinn!'
Solange kein inhaltlich-theoretisches, zeitloses, an Quellen nachweisbares und in der Osteopathie allgemein anerkanntes Alleinstellungsmerkmal für die Osteopathie existiert (und das gibt es bisher nicht), sind die Begriffe 'Osteopathie' und 'osteopathisch' beliebig verwendbar. - 'Die bekannten osteopathischen Prinzipien und Modelle? Ganzheitlich? Menschenzentriert?'
Na ja, jede Naturheilkunde und selbst die integrative Medizin können all das ebenfalls mit vollem Recht für sich beanspruchen. Ist also alles kein Alleinstellungsmerkmal für die Osteopathie. Und irgendwie mach ich das alles ja auch. - 'Du bist kein Osteopath!'
Richtig, aber abgesehen davon, dass Osteopathie in Deutschland nicht als Beruf (oder gar 'Traumberuf') anerkannt ist, liefert ein Zeugnis lediglich eine juristische Legitimierung, keine inhaltlich-theoretisch begründete Erklärung. - 'Und die osteopathischen Abrechnungspunkte, Unterrichtsfächer, Studien, Techniken etc.?'
Das übliche Gegenargument: Der Begriff 'osteopathisch' wird erst dann argumentativ abgesichert, wenn man inhaltlich begründen kann, was eigentlich genau damit gemeint ist. - 'Ich habe meinen Lehrer gefragt und er meint, dass das keine Osteopathie ist.' K
eine noch so große Autorität kann eine inhaltliche Begründung ersetzen.
Sie sehen, es ist ganz einfach den Osteopathie-Begriff auszuhebeln. Aber warum ist das so? | |
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| | Ipse-Identitäten Wieder geht es um die Frage 'Was ist Osteopathie?', also das Thema Identität. Osteopathie – zumindest von außen betrachtet – erscheint dabei in vielen Ipse-Identitäten (lat. ipse = selbst), d.h. man beobachtet eine Vielzahl nationaler, institutioneller oder individueller Bewegungen, die jeweils ihre ganz eigene Osteopathie nach selbst gewählten Kriterien bestimmen. Dies spiegelt sich beispielsweise in den großen Unterschieden zwischen dem amerikanischen, britischen und europäischen Osteopathie-Verständnis, aber auch in den vielen sich isolationistisch voneinander abgrenzenden 'wahren', 'traditionellen' und 'klassischen' Osteopathie-Strömungen wieder. Damit existiert die Osteopathie als Ganzes nur als Produkt-Illusion, nicht aber in Wirklichkeit. Und Boom hin oder her (der ist in Deutschland eh vorbei), mittelfristig ist die Osteopathie in diesem Zustand auf institutioneller Ebene und damit gesamtgesellschaftlich weder anschluss-, noch entwicklungs- und damit nicht zukunftsfähig. Wie könnte Osteopathie dies erreichen? Idem-Identität Dazu muss man zunächst begreifen, dass die internationale Zukunft von Heilkunst-Strömungen grundsätzlich auf institutioneller, bzw. systemischer Ebene entschieden wird. Individuelle Erlebnisse, Überzeugungen, Behandlungserfolge sind in diesem Zusammenhang irrelevant. Die Zukunftsfähigkeit der Osteopathie wird folglich maßgeblich davon abhängen, ob sie in der Lage sein wird, institutionell als Ganzes mit einheitlicher und kräftiger Stimme auf der internationalen Bühne aufzutreten. Hierzu benötigt sie das, was man Idem-Identität (lat. idem = das gleiche) bezeichnet, also eine Identität, die alle Osteopathie-Strömungen auf Basis mindestens eines allgemein verbindlichen Identitätskriteriums untrennbar miteinander verbindet. Entscheidend hierbei ist, dass dieses Kriterium (oder mehrere Kriterien) alle der folgenden Voraussetzungen erfüllen muss: - Zeitlosigkeit
= grundlegende Gültigkeit vom Ursprung bis in die Gegenwart und darüber hinaus. 'Zeitlosigkeit' bezieht sich hier nicht auf ein Identitätskriterium in Bezug auf klinische Modelle, Techniken, Prinzipien oder wissenschaftliche Hypothesen, d.h. auf Inhalte. Diese sollen und müssen sich ja stetig weiterentwickeln. Es geht vielmehr um die Zeitlosigkeit der Form (Philosophie) der Osteopathie, die den Inhalten ein stabiles 'Zuhause' bietet. - Spezifität
= eindeutiges Alleinstellungsmerkmal. Die gegenwärtigen osteopathischen Prinzipien oder Modelle liefern ausnahmslos kein gültiges Alleinstellungsmerkmal! Wie sowas aussehen kann, zeigt und die klassische Medizin: Das Kernparadigma 'Pathologien sind eigenständige Einheiten' ist ein zentrales Identitätskriterium für die Form allopathische Heilkunst (syn. klassische Medizin, Schulmedizin). Behandlungen, Studien, Techniken, Prinzipien etc. sind allopathisch, sobald sie Krankheitsbegriffe in diesem Verständnis beinhalten. - Überprüfbarkeit
= anhand öffentlich zugänglicher Quellen. Aufgrund der Zeitlosigkeit muss das Kriterium historisch 'verankert' sein, d.h. es bis in die Ursprungstexte nachgewiesen werden können und dieser Nachweis muss jederzeit von Dritten anhand der verwendeten Quellen überprüfbar sein.
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| | Zukunft beginnt im Ursprung Zählen wir 1 und 1 zusammen: Osteopathie braucht eine Idem-Identität, um langfristig anschluss-, austausch-, überlebens-, entwicklungs- und damit zukunftsfähig zu bleiben. Hierzu bedarf es zumindest eines Identitätsmerkmals, das alle der drei eben dargelegten Voraussetzungen erfüllt. Und genau hier scheitert die Osteopathie aus einem simplen Grund: Die Ursprungstexte der Osteopathie wurden bis heute nicht umfassend wissenschaftlich erforscht!!! Weil dem so ist, sind alle bisher gemachten Aussagen zur ursprünglichen Philosophie der Osteopathie – egal von welcher 'Autorität' sie auch stammen mögen – spekulativ. Damit aber fehlt die solide historische Grundlage für ein Identitätsmerkmal, das eine Idem-Identität begründen könnte. (Ohne wissenschaftlich erarbeiteten Ursprung kein ursprüngliches Alleinstellungsmerkmal, keine bis zu einem Ursprung zurück reichende Zeitlosigkeit und keine öffentliche Überprüfbarkeit des ursprünglichen Alleinstellungsmerkmals durch Dritte.) Logischer Schluss: erst wenn das Pensum der wissenschaftlichen Überprüfung der Ursprungstexte geleistet ist, wird die Osteopathie überhaupt eine Chance auf eine Idem-Identität besitzen und zukunftsfähig sein. Die Zukunft der Osteopathie liegt also in ihrem Ursprung! Oder genauer gesagt: In ihrer ursprünglichen Philosophie (Form), denn nur dort können zeitlose Alleinstellungsmerkmale identifiziert werden (Inhalte, d.h. Techniken, klinische Modelle und Prinzipien, wissenschaftliche Erkenntnisse etc. entwickeln sich ja ständig weiter.). Die Dringlichkeit einer ernsthaften und kritischen Erforschung der osteopathischen Ursprungstexte liegt also auf der Hand. Und zwar als Grundlagenforschung im besten Sinn, d.h. unabhängig (= nicht zweckorientiert) und transdisziplinär (v.a. mit Philosophie- und Geschichts-ExpertInnen am Tisch) Es gibt aber noch einen weiteren Aspekt, den ich im Zusammenhang mit den osteopathischen Ursprungstexten hochspannend finde. Fulminantes Alleinstellungsmerkmal Im zweiten Teil des letzten Editorials habe ich zu zeigen versucht, dass wichtige Aspekte der ursprünglichen Philosophie der Osteopathie die allgemeinen Kompetenzen und damit die OsteopathInnen als Menschen an sich betreffen! Konkreter ausgedrückt: Der Primärfokus in der ursprünglichen Philosophie der Osteopathie lag nicht auf PatientInnen, deren Heilung, Methoden, oder Techniken, sondern auf den OsteopathInnen selbst, in ihrer Eigenschaft als eigenständig denkende und handelnde Menschen (daher ja auch die in der Tat zentrale philosophische Dimension der ursprünglichen Philosophie der Osteopathie). Sollte eine ernsthafte Erforschung der Gründertexte tatsächlich belegen, dass diese Fokusverschiebung von den PatientInnen hin zu den TherapeutInnen im Sinne selbstreflektierter Menschen, diese philosophische Durchdringung des osteopathischen Daseins, ein wesentliches Identitätsmerkmal der ursprünglichen Philosophie der Osteopathie war, hätte die Osteopathie tatsächlich nicht nur ein veritables Alleinstellungsmerkmal (in keinen anderen Ursprungstexten neuzeitlicher Heilkunst-Strömungen findet sich Vergleichbares). Dieses Alleinstellungsmerkmal würde bei einer konsequenten Umsetzung in der Ausbildung eine völlig neue und in höchstem Maß zukunftsrelevante Form der therapeutischen Ausbildung begründen. | |
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Zusammenfassung In der Editorial-Trilogie Quo vadis Osteopathie? habe ich zu zeigen versucht, dass wir am Anfang eines dramatischen Wandels des Gesundheitswesens stehen. Dieser Wandel verlangt die Überwindung kompetitiv-abgrenzenden zugunsten kooperativ-vernetzenden Denkens und Handelns. Die Osteopathie besitzt die hierzu notwendigen allgemeinen Kompetenzen in ihrer ursprünglichen DNA. Das Fehlen der Erforschung der Ursprungstexte hat bis heute verhindert, dass diese Kompetenzen ein lebendiger Teil der gegenwärtigen Osteopathie sind. Es hat zudem dazu geführt, dass der Begriff 'Osteopathie' fast von Beginn an beliebig verwendet werden konnte, was zur Entwicklung zahlreicher nicht nachhaltig zukunftsfähiger Osteopathie-Strömungen bzw. Ipse-Identitäten geführt hat. Um die Zukunft der Osteopathie als Ganzes zu sichern, bedarf es einer Idem-Identität, die ihrerseits von der Erforschung der osteopathischen Ursprungstexte abhängt. Von wem eine entsprechende Initiative kommen wird ist offen (Osteopathie, Medizin, Privat?), dass sie kommen wird, steht für mich außer Frage. Noch hat die Osteopathie ihre eigene Zukunft in der Hand. | |
| Und damit wieder zum Tagesgeschäft von JOLANDOS. |
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| | Und das war's auch schon wieder. Bis zum nächsten mal und wie immer ... Viel Freude und Erfolg mit Ihrer Osteopathie! Ihr Christian Hartmann |
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