Forum Osteopathie
Eine interdisziplinäre Denkwerkstatt!
Wie lässt sich eine verantwortungsvolle Beziehung zu PatientInnen gestalten? Wie beeinflusst eine manuelle Behandlung die Behandelnden? Was bedeutet es, zu erkranken und plötzlich PatientIn zu sein? Und welche Rolle spielt Sprache in einer osteopathischen Behandlung?
Fragen wie diese betreffen alle OsteopathInnen und doch werden sie im Alltag nur selten oder oberflächlich thematisiert. Um sich fundiert mit solchen ethischen und erkenntnistheoretischen Aspekten einer Heilkunde wie der Osteopathie auseinanderzusetzen, riefen Regina Novy und Gabriela Langer 2012 in Wien das Forum Osteopathie ins Leben: eine Veranstaltungsreihe mit wechselnden ExpertInnen aus unterschiedlichen Disziplinen, um nicht nur grundsätzliche Fragen der Osteopathie zu erörtern, sondern vor allem durch die Auseinandersetzung mit angrenzenden Wissenschaften, wie z. B. der Psychologie, Philosophie, Ergotherapie und Theologie, neue Perspektiven einzunehmen und scheinbar feststehende Grenzen und Begrifflichkeiten zu hinterfragen. Das Forum Osteopathie versteht sich dabei als unabhängige, interdisziplinäre Denkwerkstatt, in der durch das Verknüpfen praktischer Erfahrung mit theoretischen Konzepten neues Wissen generiert wird.
Im vorliegenden Band sind ausgewählte Beiträge aus den ersten fünf Jahren des Forums zusammengestellt, die als Vorträge die Grundlage für den gemeinsamen Diskurs bildeten und sich verschiedenen philosophischen und ethischen Fragen der osteopathischen Praxis sowie dem Themenkomplex der Heilung, ihrer Prozesse und Rituale widmen. Die AutorInnen beleuchten ausgehend von ihrer Expertise verschiedene Aspekte der therapeutischen Tätigkeit, stellen ungewohnte Fragen und laden zu einem anregenden Perspektivenwechsel ein.
Rezension aus „Osteopathische Medizin“, Heft 4-2019
Das im handlichen Softcover vorliegende Buch gliedert sich neben einer, durch die Autorin selbst verfassten Einleitung, in sieben für sich alleinstehende Kapitel. Die Texte der Kapitel sind eine Auswahl von Beiträgen, welche im Rahmen der von Regina Novy und ihrer Kollegin Gabriela Langer gegründeten Veranstaltungsreihe „Forum Osteopathie – eine osteopathische Denkwerkstatt“, gehalten wurden. Ethische und auch erkenntnistheoretische Fragen in Bezug auf osteopathische Behandlungen sowie die Beziehungen zwischen Behandler und Patient bestimmen den Inhalt des Buches.
Die Autorin Regina Novy praktiziert als Osteopathin in Wien und folgte ihrer gefühlten Notwendigkeit, in diesem Forum Expertenwissen zu verknüpfen. Das vorliegende Buch enthält Beiträge aus Philosophie, Psychologie, Ergotherapie und Theologie, welche sich dieser einen zentralen Frage widmen: Wie positioniert sich Osteopathie gegenüber grundsätzlichen Fragen des Menschseins?
Neben der Autorin, welche sich dem Thema „Berühren und berührt werden – Was berühren wir, wenn wir einen Menschen behandeln?“ stellt die Ergotherapeutin Daniela Schlager-Jaschky nach eigener Erkrankung dar, wie sich Handlungsrollen ändern und was das für die eigene Identität bedeutet. Der Osteopath Peter Sommerfeld diskutiert Macht und Demut aus Sicht des Behandelnden. Vier weitere Beiträge zeigen die Stellung der Sprache in der Behandlung, geben Sicht auf moderne Heilungsrituale, durchleuchten das Vergessen von Körper und Materie in der Philosophie und widmen sich der Heilungsgeschichte im Markusevangelium. Formal lässt sich das Buch leicht und zügig lesen, inhaltlich regt es stark zum Nachdenken und vor allem zum Überprüfen des eigenen Handelns an. Das Buch gewinnt noch mehr an Tiefe, wenn man diese Zeit zum Lesen mit einplant. Die Beiträge schildern die Sicht der Autoren, so ist der Leser völlig frei, wie viel der wirklich tiefgründigen Impulse er zu sich nehmen möchte. Unaufdringlich, fundiert, inspirativ und gespickt mit ausführlichen Quellenangaben nach jedem Kapitel ist dieses Buch ein wahrer Schatz, um sich auch nach der Lektüre nicht allein zu fühlen. Viel mehr bestärkt darin zu sein, weit über die Anatomie von Körperstrukturen hinaus zu denken.
Das Besondere hierbei ist die fachübergreifende Vernetzung in diesem Format. Der berühmte Blick über den Tellerrand, welcher uns, die oft sehr strukturell orientierten Osteopathen, sanft aber bestimmt weiterdenken lässt. Und meine persönliche Meinung? Ich war außerordentlich überrascht, wie tief durchdacht und dennoch geradlinig gut lesbar die Beiträge waren. Ich werde dieses Buch mit Sicherheit noch mehrfach lesen. Jedoch, speziell die Ausführungen zum Markusevangelium haben mich als Heidin herausgefordert.
Der Preis ist mit 14,95 € mehr als gerechtfertigt. Wir brauchen mehr dieser Denkanstöße für die Vielfalt in der osteopathischen Landschaft und so hoffe ich, dass sich möglichst viele zum Kauf dieses Buches entschließen. Ich sage Danke an die Autorin und von mir gibt es jedenfalls einen Daumen hoch – absolute Leseempfehlung!
Sandra Hintringer, Potsdam
Herausgeber / Autoren
Regina Novy (Jrsg.). Mit Beiträgen von Regina Novy · Peter Sommerfeld · Markus Mittmansgruber · Daniela Schlager-Jaschky · Lorenz Wilkens · Karen Knöppler
Quelle: Noema Verlag
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