„Das Ziel dieser Einrichtung ist es, ein College für Osteopathie einzurichten, dessen Plan darin besteht, die bestehenden Systeme der Chirurgie, der Geburtshilfe und allgemeinen Behandlung von Krankheiten zu verbessern, und sie auf eine rationalere und wissenschaftlichere Basis zu stellen sowie die Informationen an die medizinische Profession weiterzugeben.“ (AT Still, StK, S. I-66.)
Anm.: Hier handelt es sich um nicht weniger, als den dritten Satzungsartikel der ersten Osteopathie-Schule der Welt. Ein klares Bekenntnis zu Offenheit und Austausch mit der Schulmedizin, Wissenschaftswelt, sowie vernünftiger und kritischer Kooperation und Vernetzung.
„Ich hatte in jener Zeit großes Vertrauen in die Ehrbarkeit meines Predigers und jener Ärzte und ich habe dieses Vertrauen nicht verloren. Gott weiß, sie taten, was sie für das Beste hielten." (AT Still, StK, S. 139.)
Anm.: Dieses Zitat bezieht sich auf zwei Ärzte und einen Priester, die 1864 Stills drei an Meningitis erkrankte Kinder spekulativ behandelt hatten (alle drei Kinder verstarben). Selbst in dieser Extremsituation finden sich keine abgrenzenden und abwertenden Aussagen. Die Tür ist und bleibt offen – bedingungslos und auch gegenüber Andersdenkenden.
„Unabhängig von seinem jeweiligen Thema, kümmert sich der ursprüngliche Denker nicht um die so genannte Autorität in Vergangenheit oder Gegenwart.“ (AT Still, StK, S. IV-202)
Anm.: Hier wird das philosophische Ideal Wahrheitssuche angemahnt. Es geht um die Sache, nicht die Person. Mit dem Ausdruck 'so genannte' wird das unmissverständlich ausgedrückt. Dies entspricht einer grundsätzlich offen-skeptischen Haltung gegenüber allen Theorien, egal von wem sie stammen und egal wie anerkannt sie sind. Das ist allerbeste interdisziplinäre Wissenschaftskultur!
"Mache nichts, nur weil du mich oder Dr. Hildreth oder Harry es machen siehst. Dir wurde ein Gehirn gegeben, damit du es benutzt und das must du erkennen, wenn du erfolgreich sein willst." (E. Booth, p. 493., Dt. Übers. v. C. Hartmann)
Anm.: Die Botschaft ist eindeutig: keine Pflege vertikal-autoritärer Kulte (Gurutum, elternartige Mentorenschaft, 'den Alten' etc.).
„Ich glaube, dass das Gesetz der Freiheit des nährenden Nervensystems ebenso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger ist als das Gesetz des ungehinderten Blutkreislaufes.”( AT Still, StK, S. 131)
„In dieser einen Form findet Ihr alles repräsentiert, was Himmel und Erde enthalten, Verstand, Materie und Bewegung, vermischt mit der Weisheit Gottes.“ (AT Still, StK, S. 118)
Anm.: Im ersten der beiden Zitate wird deutlich, wie wesentliche Kompetenzen (Bewusstheit für vernetzten Austausch) in spezifische Kompetenzen (Fachwissen) übertragen werden. Beide Zitate belegen die Bewusstheit für hochkomplexe ('holistische') Zusammenhänge, die weit jenseits des therapeutischen Tellerrandes gehen.
Anm.: Kein Zufall, dass bei der wissenschaftlichen Ausarbeitung von Stills Philosophie der Osteopathie durch Louisa Burns und J.M. Littlejohn die bereits integral interdisziplinär angelegte (Evolutions)biologie als Leitwissenschaft bei der Darlegung des grundsätzlichen Verständnisses von Krankheit und Gesundheit dient:
„[...] Krankheit ist kein Wesen! Tatsächlich wurden bestimmte Ansammlungen von Symptomen studiert und benannt, wodurch unser Wissen enorm erweitert wurde; dennoch entspricht es nicht der Wahrheit, dass etwas Reales existiert, das ‚Krankheit‘ heißt. Krankheitssymptome sind Ausdruck der Anstrengungen (Anm: des Organismus), um die eigene Existenz unter veränderten und anormalen Bedingungen zu erhalten. Gesundheit ist ebenso wenig ein eigenständiges Wesen; beide: Gesundheit und Krankheit sind nur abstrakte Ausdrücke, um bestimmte Zustände des Stoffwechsels zu beschreiben.“ (Louisa Burns, GP, S. 106)
„Daher ist die Osteopathie auch eine biologische Wissenschaft, weil die biologischen Zustände des Körpers wiederhergestellt werden müssen […]“ JM Littlejohn, LiK, S. 140)
Die Reihe sinngemäß vergleichbarer Zitate könnte beliebig weitergeführt werden ...