Erkenne dich selbst!


Archiv: OT.NE.14.4
Autor: Christian Hartmann
Erstveröffentlichung: JOLANDOS-Newsletter. Editorial. Dezember 2014.
Richtig zitieren? 



Liebe Freunde der Osteopathie,

vielleicht haben Sie sich gewundert, dass es beim aktuellen Osteopathie-Kongress in Berlin keinen JOLANDOS®-Stand gab. Nun, mein Blinddarm meinte, ich solle mal wieder Erfahrungen mit der orthodoxen Medizin sammeln. Und wenn die Natur ruft, gibt's halt keine Alternative...

Ansonsten möchte ich mich an dieser Stelle wieder ganz herzlich bei Ihnen dafür bedanken, dass Sie mit Ihren Einkäufen dazu beigetragen haben, JOLANDOS® als Anwalt für gesundheitsorientierte Osteopathie und deren historische Identität zu unterstützen. Dies erscheint umso wichtiger, als die krankheitsorientierte Osteopathie zunehmend Einfluss gewinnt. Noch ist alles offen, und so ruht die Hoffnung ganz auf der nächsten Osteopathie-Generation. Sie allein entscheidet. Dass dieser Weg innerhalb eines rein krankheitsorientierten 'Gesundheits'-Systems schwer ist, liegt auf der Hand.

A.T. Still wusste um diese Schwierigkeiten. Deshalb gab er seinen Osteopathen und Schülern, die in der Lage waren zu verstehen, mit seiner letzten wohlwollenden Ermahnung eine Art unverwüstlichen Kompass mit auf die Reise:

"Erkenne dich selbst und lebe in Frieden mit der Schöpfung!"


Still-Kenner erschließt sich der tiefere Sinn dieser Aussage wie folgt: "Erkenne dich selbst" bedeutet das Wissen-Wollen aller Aspekte der Welt und in welchem Bezug man zu ihr steht. Hierzu gehört die zentrale Frage: Warum tue ich, was ich tue? Diene ich wirklich von Herzen der Gemeinschaft? Geht es mir um Befriedigung, Stolz, Sicherheit etc.? Wie ehrlich will ich zu mir sein? Was gibt mir Sinnhaftigkeit in meinem Sein? etc.

'Erkenne dich selbst' ist der erste Teil des Spruchs über dem Eingang des ehemaligen Orakels von Delphi; der zweite Teil lautet: 'Nichts im Übermaß' und ermahnte die Menschen, sich nicht als Götter zu gebärden und dass die Folgen von Selbstüberschätzung fatal sind. Für Osteopathen bedeutet dies, sich nicht als Heiler oder Gesundmacher zu verstehen (die Natur heilt), für Lehrer, stets auch Schüler ihrer Schüler zu sein, und für Experten, Nicht-Wissende nicht abzuwerten.

Diese Bescheidenheit in Größe ist Voraussetzung für den zweiten Teil von Stills Ermahnung: '... lebe in Frieden mit der Schöpfung.' Diesen Frieden kann man also ebenso wenig wie Gesundheit 'machen' oder 'schaffen'. Er ist kein erreichbares 'Objekt', sondern eine natürliche Begleiterscheinung eines ernsthaften inneren Entwicklungsprozesses, an dessen Anfang das uneigennützige und selbstkritische Egründen des eigenen Seins steht, welches motiviert ist von der Suche nach einem redlichen Leben und dabei streng dem Ideal der Wahrheitssuche folgt.

Diese drei Leitsterne zusammengenommen bezeichnen die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs Philosophie! Still ruft uns also zu: 'Denke und handle als Philosoph aus Liebe zur Schöpfung! Nur so kann dich der innere Frieden finden!' Still wünscht uns also nicht weniger als den höchsten Lohn einer Lebensreise: den inneren Frieden. Was sind dagegen schon Gesetze zur Anerkennung der Osteopathie, Versicherungen, die Osteopathie bezahlen, Bewunderung von Kollegen und Patienten oder ein volles Bankkonto?

Ganz richtig:

Völlig unbedeutend!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen von Herzen besinnliche Feiertage!


Ihr
Christian Hartmann


 

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